Regie | Fatih Akin |
Kinostart | 16.10.2014 |
Genre | Drama, Road Movie |
Lukas Stern meint: "Von der ersten Einstellung an ist The Cut durch einen pathetischen Schematismus organisiert, er arrangiert die Figurenensembles ebenso wie den Handlungsverlauf, den historischen Raum ebenso wie die Individualerzählung, das Affektprogramm ebenso wie das Bild, und genau dadurch wird ihm die Innensicht unmöglich, genau das, was er an Chaplin so feiert: die Grenzgänge der Empathie."
Mit THE CUT, schreibt Tigran Petrosyan, will Fatih Akin "ein Bewusstsein für das Verbrechen schaffen, das politischem Handeln vorausgeht."
"Wollte der Film nur Schmonzette sein, wäre das zu verschmerzen. Man könnte ihn locker in die Reihe der in den letzten Jahren gehäuft produzierten TV-Events einordnen. Doch den Völkermord an den Armeniern, Historiker sprechen von bis zu eineinhalb Millionen Opfern, derart plump als Ausgang eines Kino-Abenteuers auszubeuten, ist fahrlässig."
"Fatih Akin verwendet größte Mühe auf die Ausstattung seines mit seinen 138 Minuten episch angelegten Films, der darüber hinaus von der kraftvollen Filmmusik von Axel Hacke unterstützt wird. Dennoch wirken die Cinemascope-Bilder von Kameramann Rainer Klausmann seltsam entrückt", findet José García.
Der Regisseur sampelt sich "quer durch die Bildwelten dessen, was als großes amerikanisches Kino gilt", schreibt Thomas Groh. "Man wird den Verdacht nicht los, dass die Story genau deshalb so sehr von der Ästhetik überformt wird, weil Akin eigentlich auch mal einen Western drehen wollte. Warum hat er es dann nicht einfach gemacht?"
"Im Gewand der Unterhaltung schmuggelt der Roadmovie brisante Botschaften auf die Leinwand", stellte Rüdiger Suchsland fest. "Er bricht mit einem Tabu, er rückt die Leiden des armenischen Volkes ins Zentrum der Aufmerksamkeit."
"Ein großer Film über den Völkermord an Armeniern, der gar keiner sein will", glaubt Oliver Heilwagen. "Regisseur Akin macht aus einem stummen Helden auf Anti-Odyssee ein visionäres Melodram, das Türken bewegen dürfte und so Versöhnung befördern könnte."
Die "majestätischen Landschaftstotalen" und die "episch ausufernde Geschichte" erinnerten Andreas Busche "an die Breitwand-Melodramen eines David Lean." Insgesamt reduziert THE CUT "die Spurensuche einer armenischen Diaspora auf die Odyssee eines Familienvaters, die nur gelegentlich in emblematischen Einstellungen eine vage Ahnung von Verlust und traumatischer Erfahrung vermittelt."
"Gerade aus der Reduziertheit auf seinen sanften Helden Nazaret" bezieht der "bestürzend aktuelle" Film seine "beachtliche Wucht", schreibt Jan Schulz-Ojala.
"Die inhaltsscheuen, sozial übergreifend neutralen, gleichwohl herzzerreißenden Muster dieses Films, in der Tat dutzendfach gesehen, könnte man ihm übel nehmen, wenn Akin nicht eine derart schwärmerische, eine derart unschuldige Ode an die ungebrochene Naturgewalt der anachronistischen Epik gestemmt hätte", schreibt Timo Kießling.
Rudolph Jula kritisiert, dass sich THE CUT "der offiziellen türkischen Geschichtsschreibung" anpasst. Fatih Akins Film "weicht aus, anstatt zu konfrontieren. Das Diffuse und Unerwähnte gibt dem Film einen opportunistischen Beigeschmack."
Fatih Akin beweist "eindrücklich, dass er auch ganz grosse Themen und Epen meistern kann", lobt Brigitte Häring. Sie bedauert aber "die Entscheidung, die Armenier im Film Englisch mit starkem Akzent sprechen zu lassen [.....]. Das nimmt dem Film ein grosses Stück Authentizität weg."
Für Christiane Peitz ist Fatih Akin der derzeit vielleicht "größte Melodramatiker des deutschen Kinos." Doch genau darin liegt auch das Problem, denn der Regisseur glaubt an "Katharsis durch Rührung."
Wolfgang Höbel bezeichnet THE CUT als "überwältigendes, nur stellenweise lehrstückhaftes Melodram." Doch die menschliche Brisanz kann mit der politischen Brisanz nicht immer mithalten: Der Protagonist ist ein "merkwürdig naiver Märtyrerheld."
Isabella Reicher ist von diesem hölzernen Film, dessen Alltagsszenen oberflächlich bleiben, enttäuscht. THE CUT ist "schematisch und deshalb beliebig."
Thomas Abeltshausers Fazit zu Fatih Akins neuem Film lautet: "Eine epochale Odyssee durch karge Landschaften, mit überwältigenden Bildern und einem Ton, der manchmal etwas zu märchenhaft wirkt."
Der Soundtrack ist "bombastisch" und auch die Ausstattung beeindruckte Anke Westphal. Doch leider hat sich Fatih Akin mit dieser "Herzensangelegenheit" von Film "pathetisch blockiert." Auch kann Hauptdarsteller Tahar Rahim nicht überzeugen.