Regie | Ursula Meier |
Kinostart | 08.11.2012 |
Genre | Drama |
Herausragend nennt Matthias Dell das Schauspiel des Hauptdarstellers Kacey Mottet Klein. Er ist begeistert von dem ausdrucksstarken Gesicht und der Art, wie er "Posen eines erwachsenen Lebens annimmt".
Jan Schulz-Ojala sah eine packende und anrührende Geschichten mit einem Hauptdarsteller, dessen Namen man sich unbedingt merken muss: Kacey Mottet Klein.
"Die stillen, reduzierten Bilder und die Ruhe, mit der sich die Geschichte entfalten darf, wirken noch lange nach: ernstes, unaufgeregtes und gerade dadurch ganz großes Kino", lobt Lydia Starkulla.
Dieses ewige Rollenspiel ist laut Arne Hübner "kein leichter Filmgenuss, aber ein lohnenswerter. Ursula Meier zeigt ein Kind zwischen zwei Welten, zwischen einem surrealen Disneyland voller Powder-Schnee und einem verdreckt-kargen Wohnhausblock an der Schnellstraße inmitten armer Menschen, die trotz allem ihr Leben meistern müssen."
Laut Esther Buss gibt der Ort dem Film seine Struktur und seinen Halt. "Konsequent bestimmt er die Erzählung; den Figuren bleibt nur, sich seinen Vorgaben zu fügen. So verfängt sich letztlich auch das im Kern angelegte Sozialdrama in den unverrückbaren Raumachsen von oben und unten."
Wenke Husmann sah eine bizarre Geschichte, deren Hauptpersonen stets überzeugend spielen und von der Regisseurin Ursula Meier feinfühlig in Szene gesetzt wurden.
Genauso wie der Film die Gesellschaftsdarstellung laut Elisabeth Maurer "subtil präsentiert, drückt er dem Zuschauer die Gefühle der Figuren nicht auf, sondern zeigt sie unaufdringlich. Die Stimmungen ergeben sich aus dem wenigen erwähnten Stimmungsbildern der Umgebung mit Seilbahnen, Skiorten und heruntergekommenen Mehrfamilienhäusern sowie hauptsächlich aus dem Blick in die Gesichter der beiden Familienmitglieder."
Ursula Meiers intensive Beobachtung des Jungen erinnert Dorothee Tackmannan an "die Filme des Iraners Bahman Ghobadi, in denen auch Kinder ernst und einsam ihren Lebensalltag bewältigen müssen. Die Kamera von Agnès Godard geht aber noch näher dran. Kacey Mottet Klein spielt umwerfend: anrührend, abstossend kalt, kindlich und resigniert."
Nikolaus Perneczky schreibt: "Inszenatorisch waltet in Meiers drittem Langspielfilm das maßvolle bis gemäßigte Idiom des Arthouse. Nicht zu nah dran und nicht zu weit entfernt will die Kadrage sein, ein bisschen elliptisch und roh - aber nicht zu sehr - der Schnitt."
Mit SISTER wäre auch die Anwartschaft auf den Darstellerinnen-Preis geklärt, findet Günter H. Jekubzik. "Léa Seydoux spielte zurückhaltend und introvertiert in der Eröffnung Leb wohl, meine Königin (). Hier zeigt sie sich als Louise schlampig und ordinär. Kaum wiederzuerkennen und das macht gutes Schauspiel aus!"
Die wirtschaftliche Not interessiert laut Daniel Kothenschulte die Regisseurin nur am Rande. "Ursula Meier geht es um die emotionalen Fehlstellen, die sie wie eine bildende Künstlerin visuell erfahrbar macht. Indem sie eine nicht mehr hinterfragte ästhetische Ordnung umkehrt – hier ist es die wohlorganisierte Welt des alpinen Freizeitsports – macht sie etwas Unsichtbares sichtbar: die menschliche Mitte, den emotionalen Kern jeder Zivilisation."
Klug nennt Andreas Busche den Film, "weil er die Zusammenhänge von ökonomischen und emotionalen Zwängen nie mit mehr Worten und Gesten als nötig beschreibt. In dem anonymen Schweizer Wintersportort kommt eine Welt zusammen."
Dominik Kamalzadeh ist überaus angetan. "Zugleich ist dieser in kompakten, dicht aufeinander drängenden Einstellungen (Kamera: Agnés Godard) gedrehte Film ein verkapptes Melodram um zwei Menschen, die nichts außer einander haben und sich doch ständig in die Haare geraten. Ursula Meier hat sich damit als eine der spannendsten Regisseurinnen Europas etabliert."
Felicia Kleiner vergleicht: "Ursula Meier erfüllt mit diesem anrührenden, aber nie rührseligen Film die Erwartungen, die ihr bravuröses Langfilmdebüt HOME () geweckt hatte, wobei sie erzählerisch durchaus ähnliche Töne anschlägt. Wie in HOME (
) geht es auch hier um Figuren in einer sozial prekären, extremen und isolierten Lebenssituation, und auch hier erwächst daraus ein familiärer Konflikt, der mit erschütternder Härte durchgekämpft wird."
Tiziana Zugaro schaut auf die Darsteller. "Mit dem kleinen Kacey Mottet Klein und mit Léa Seydoux als Louise hat der Film ein packendes Gespann, das den Film über weite Strecken trägt. Die Dramaturgie lässt im zweiten Teil etwas nach, doch ein stimmiges, offenes und mit einem großartigen Bild eingefangenes Ende rundet den Film positiv ab."
"Besonders gut gefällt mir das Ende von SISTER. Weder findet Ursula Meier ein Happy End für die vertrackte Situation ihrer Protagonisten, noch lässt sie sie mit ihrem Drama im Regen stehen. Stattdessen schenkt sie ihnen und uns einen klitzekleinen Hoffnungsschimmer. So werden die von ihr dargestellten Probleme weder bagatellisiert noch überdramatisiert. SISTER ist ein netter, kleiner Film über eine Kindheit, die keine ist. Nicht mehr und nicht weniger."