Regie | Dietrich Brüggemann |
Kinostart | 29.07.2010 |
Genre | Drama, Liebesgeschichte |
Tim Geyer ist durchaus angetan über das Geschwisterpaar. "Dass die Geschwister Brüggemann im Entstehungsprozess von RENN, WENN DU KANNST () Spaß hatten, wäre auch deutlich geworden, ohne dass einem die Lustigkeit ins Gesicht zu springen droht. Trotzdem schafft Dietrich Brüggemann mit seinem zweiten Spielfilm nach Neun Szenen (2006) eine mit großer Leichtigkeit vorgetragene Tragikomödie, die erzählerische Freiräume schafft, sich in ihnen tummelt und niemals droht, den moralisierenden filmischen Zeigefinger zu heben."
Toll findet Alexandra Seitz den Film. "Entstanden ist ein Film, der Rollstuhlfahrer nicht an Behindertenklischees verrät, der keine einfachen Lösungen fürs Gefühlstohuwabohu präsentiert, der nicht wegschaut, wenn's peinlich wird und dabei doch jedem die Würde lässt. RENN, WENN DU KANNST () geht immer volles Risiko, erst recht, wenn er unverkrampft den Krampf der ersten sexuellen Begegnung zwischen Annika und Benjamin zeigt. Was man dem Film allenfalls ankreiden kann, ist, dass er im letzten Drittel das bis dahin entstandene Chaos ein bisschen zu gründlich aufräumen will."
Probleme macht der Film laut Jan Kedves "doppelt und dreifach wett: mit einer Ménage-à-trois, die ohne Geschrei und fliegende Teller auskommt, einem Happy End, das zugleich kein Plädoyer für die Norm der romantischen Zweierbeziehung liefert, und zuvor mit einem eigentlich ganz normalen ersten Mal, bei dem es SIE nur einigermaßen überfordert, dass ER sie zwischendurch das Viagra holen schickt. Doch, RENN, WENN DU KANNST () ist ein sehr guter Film. Und nicht zuletzt ist es ein Film, der die Messlatte für Filme mit querschnittgelähmten Protagonisten so hoch legt, dass es nun wieder eine Weile dauern wird, bis sich ein anderer Regisseur an das Thema heranwagt."
Ekkehard Knörer ist enttäuscht. "Der Film weiß mit seiner Geschichte nicht weiter, rettet sich ins Überambitionierte, nur um in letzter Minute mit einem sich aus dem Drucker schiebenden Blatt Papier, Aufschrift "Sechs Monate später", aus heiterem Himmel noch einen formal etwas übermütigen Schlenker zu wagen. RENN, WENN DU KANNST () ist ein Film, der mehr will, als er kann. Am Ton, am Rhythmus, an den Dialogen und an der Musik stimmt aber was und das macht allemal neugierig auf Dietrich Brüggemanns nächstes Projekt."
Rüdiger Suchsland ist durchaus angetan. "Dem Regisseur gelingt ein guter Ton, der trotz des ernsten Themas viel Humor hat. Ein guter tragikomischer Ton. Mainstreamig in der Herangehensweise, aber anständiges Unterhaltungs-Kino mit Gefühl, aber ohne Kitsch."
Daniel Kothenschulte stellt fest: "Das Kino liebt romantische Dreiecksgeschichten, doch das vorzügliche Drehbuch, das Dietrich Brüggemann zusammen mit seiner Schwester und Hauptdarstellerin Anna Brüggemann schrieb, hat weit mehr im Sinn. Im Mittelpunkt steht nämlich das überaus glaubwürdige Charakterbild eines verhärmten jungen Mannes, der durch sein Leiden auch das Liebenswerte in ihm fast verjagt hat. Der Nachwuchsschauspieler Robert Gwisdek arbeitet in der Rolle alle Nuancen dieser nur scheinbar widersprüchlichen Figur heraus. Es ist eines Deutschen Filmpreises würdig."
Matthias Wannhoff ist begeistert. "Brillante, aufs Schärfste geschliffene Wortjuwelen blitzen dutzendfach in der Dreiecksgeschichte auf. Gleichwohl ist RENN, WENN DU KANNST () kein Projekt, das sich leichthändig auch auf die Bühne holen oder zwischen zwei Buchdeckel pressen ließe. Verglichen mit dem Erstling Neun Szenen, der fast ohne Kamerabewegungen und Schnitte auskam, vertraut Dietrich Brüggemann hier weitaus stärker auf die Möglichkeiten des Mediums. Dies betrifft vor allem das Spiel mit verschiedenen Realitätsebenen, das nicht zuletzt ein nostalgisches Spiel mit dem urigen Charme der Stop-Motion-Technik ist."
Überblick zum Film auf moviepilot.de
Es geht laut um die Unverbindlichkeiten der Freundschaft und die Fesseln der Liebe. "So richtig entscheiden und bekennen können die drei Freunde sich nicht zueinander, wobei die Behinderung Bens nur wie eine Randerscheinung wirkt. Sie wird niemals dafür missbraucht, den Rollstuhlfahrer als klassisches Opfer der Gesellschaft darzustellen. Dennoch: So sehr RENN, WENN DU KANNST () auch feinfühliges Kino über Freundschaft sein will, so sehr wirkt der Film auch überambitioniert. Wie ein Tutti-Schwein, das extra laut spielt, um auch mal erste Geige sein zu dürfen."
Für Andreas Resch liegt die Qualität von RENN, WENN DU KANNST () in der Komplexität seiner Hauptfigur. "Benjamin wird nicht zu einem Leidtragenden gemacht, dessen Misanthropie sich durch einen Verweis auf seine "tragischen Lebensumstände" rechtfertigen ließe. Dazu ist er viel zu undiplomatisch, zynisch, smart. Dazu versucht er viel zu gnadenlos, die intellektuelle Kontrolle über sein Gegenüber zu erlangen."
Steffen Wagner entdeckt ungewöhnliche Seiten an dieser Dreiecksgeschichte. "Die Dialoge haben Biss und die Figuren entsprechen eben nicht den Klischees, sind exzentrisch und doch glaubwürdig, weil das Schauspielertrio hervorragend zusammen funktioniert. RENN, WENN DU KANNST () schafft das eher seltene Kunststück eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und Sehnsucht zu erzählen, ohne ins Sentimentale oder Peinliche abzudriften. Der Komödie setzt sich dabei mit erstaunlich ernsten Themen auseinander, ohne ihren Witz zu verlieren oder sich belehrend oder mitleidsheischend im Ton zu vergreifen."
Laut Jan Oberländer hat der Film beste Chancen auf einen wirklich tollen, trauriglustigen Popcornabend. "Worte als Wände. Es folgen eine unkitschig-romantische sowie eine ernsthafte, schmerzhafte Liebesgeschichte, außerdem zweieinhalb wichtige Selbsterkenntnisse und zum Schluss ein etwas zu riesiges, etwas zu computeranimiertes Freundschafts- und Traumbild. Stört aber nicht. Keine Angst vor großem Kino."
"Sensationell freche Dialoge, eine mutige Geschichte, der Charme des Ruhrpotts und tolle Darsteller machen RENN, WENN DU KANNST () zu einem der Hingucker für dieses Kinojahr."
Datenblatt zum Film.