Regie | Winfried Junge |
Barbara Junge | |
Kinostart | 23.03.2006 |
Interessant ist die Langzeitdokumentation immer noch für Ralf Schenk. Die "aus den konkreten Lebenswegen gefilterte Erkenntnisse über die Korrespondenz zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft, dem Privaten und dem Öffentlichen, machen die Stärke des Films aus. Manchmal sprechen schnell hingeworfene Sätze Bände ... Am Schluss zeigt Junge die Golzower Schule, die 1961 neu gebaut worden war und nun mangels Kindern geschlossen wird. Das wäre an sich ein beeindruckendes Finale, doch konnte es sich Junge nicht verkneifen, mit seiner Kamera auch in das ihm und der Golzow-Reihe gewidmete Museum in einem der Klassenräume zu gehen. Mit einem solchen Selbstbezug aber macht er den Film etwas kleiner als er ist."
Dietrich Kuhlbrodt empfiehlt, einfach zu zuhören. "Es ist sehr beruhigend, angenehm und auch lehrreich, viereinhalb Stunden im Kino zu sitzen und einfachen Menschen zuzuhören, wie sie von sich erzählen; den Lauf der Zeit von da bis hier zu beobachten, die Veränderung der gesellschaftlichen, Produktions- und Reproduktionsverhältnisse zu verfolgen. Und sich dabei auch an sich selbst zu erinnern. ... Es geht nicht, wie im Spielfilm, um das Außergewöhnliche, Interessante, Beispielgebende der Helden, sondern darum, wie Leute unter und mit den Verhältnissen, in denen sie leben, zurechtkommen."
Eigentlich sollte es der letzte Golzow-Film werden, meint Silvia Hallensleben und wieder wucherte das Material. "Winfried Junges pädagogisierende Kommentare sind berüchtigt. Im Porträt der zeitweiligen FDJ-Leiterin Ilona Müller erreicht er allerdings neue Gipfel der Selbstgefälligkeit. Nicht nur, dass Ilona ihren Wunsch, aus dem Filmprojekt auszusteigen, wiederholt rechtfertigen muss, Junge unterstellt ihr auch "Komplexe" und niedere Beweggründe."
Was ist eigentlich aus Ilona geworden, fragt Heinz Kersten. Der Regisseur zeichnet" ,wie immer unterstützt von seiner Frau Barbara, wieder Porträts von fünf Protagonisten: mit alten Aufnahmen und heutigen Interviews Jahrzehnte überspringend und so ein Zeitalter besichtigend, von dem man hier mehr über Leben in der DDR erfährt als aus vielen Fernsehrückblicken. ... Nun wurde es das Porträt einer Generation, die das Scheitern der sozialistischen Utopie erleben und damit auf unterschiedliche Weise fertig werden musste."
Datenblatt des Films.