Regie | Scott Derrickson |
Kinostart | 24.11.2005 |
In einigen Momenten hat der Film die Intelligenz von Peter Uehling beleidigt. "Die auf den ersten Blick originelle Idee der Genrevermischung erweist sich als Sackgasse. Davon abgesehen enthält der Film allerdings einige der haarsträubendsten Szenen, denen man sich zur Zeit im Kino aussetzen kann: Jennifer Carpenters Emily ist eigentlich nur ein Stück schreiendes gemartertes Fleisch, ihr von Halluzinationen begleiteter Gang durch eine Straße, der Exorzismus selbst sind grandiose Momente des modernen Angstkinos, aufgepeitscht von einer maßstabsetzenden Geräuschmusik (Christopher Young), quälend in ihrer Länge, unangenehm in der verwischten Sicht auf das Ekelerregende."
"Schon nach wenigen Minuten fragt man sich, ob wohl eine missionarisch aufgelegte kirchliche Organisation diesen Film finanziert hat. Er ist die perfekte Werbung für archaische christliche Glaubensinhalte, insbesondere die Existenz des Teufels. ... Ergebnis: Könnte schon sein, dass es den Teufel gibt. Und Angst, das zeigt das Schlussbild ganz offen, war schon immer das beste Mittel, um Leute in den Glauben zu treiben. Besonders perfide ist, dass der Film einen wahren Fall von Teufelsaustreibung nacherzählt, der dieses Ritual einmal mehr als gefährlichen Humbug entlarvte."
Diese Teufelsaustreibung ist für Christian Buß christengerecht. "Einige der Horroreffekte - von Munchs "Schrei" inspirierte Dämonenvisagen und allerlei unheilvoll rasselnde Elektrogeräte - sind zwar arg abgenutzt - dafür hat Derrickson eine exzellente Hauptdarstellerin gefunden: Jennifer Carpenter spielt mit geradezu athletischem Einsatz die junge Frau, die mit schreckensstarrem Blick Zeuge wird, wie man ihren Körper entmachtet. Ob dies nun als Folge einer Psychose, falscher Medikamentierung oder paranormaler Vorgänge geschieht, klärt sich nie ganz auf. Aber gerade daraus zieht DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE seine verstörende Kraft."
Ein intelligentes Horror-Gerichtsdrama, das religiöse Fragen aufwirft hat Florian Kummert gesehen. "Der Film arbeitet dabei mit einer strengen Farbpalette: Orange repräsentiert den Horror, Kastanienbraun die Untersuchungen und Weiß die Hoffung. Als Gerichtsdrama funktioniert der etwas langatmige Film sehr ordentlich, als Horrorfilm fällt er flach. ... Das Faszinierende an dem Film ist nicht Emilys Besessenheit, sondern das Aufeinanderprallen zweier Welten. Eine säkulare Einrichtung, das Gericht, das auf Beweise aufbaut, soll sich mit Glauben befassen. Obwohl letztendlich die Sympathien auf Seiten des Paters und der Besessenheits-Theorie liegen, bleiben dem Zuschauer alle Interpretationsmöglichkeiten offen."
Martin Maaß sagt es eindeutig: "Als Horrorfilm, als Thriller und als Gerichtsfilm ist er drittklassig, ein Abklatsch seiner Genres. Besprechenswert aber ist seine Haltung: Er wirkt wie ein Versuch der amerikanischen religiösen Rechten, ins Kino vorzudringen. ... Geheimnisvolle, dem Film dramaturgisch gerade recht kommende Todesfälle von Zeugen gab es in Wirklichkeit nicht. Die Geistlichen waren sicher nicht bloß "gute Männer", wie uns der Film weiszumachen versucht. Anneliese Michels Fall könnte eine Milieustudie über religiösen Fanatismus sein. Nur das würde ihrer Geschichte gerecht, nicht aber dieser heuchlerische Unsinn."
Für Sarah-Mai Dang geht es um die Frage, ob das Phänomen der dämonischen Besessenheit mit den Mitteln der empirischen Wissenschaft zu erklären ist oder ob nur der Glaube eine Deutung derartiger Phänomene geben kann. "Die Inszenierung ist direkt und bar jeglichen Geheimnisses. Von einer mystischen Spannung, wie sie das Genre verlangt und die Friedkin zu schaffen wusste, ist wenig zu spüren. Es scheint, als habe man sich hier Zutaten aus der Horrorkiste bedient, ohne deren richtige Zubereitung zu kennen. ... Nach und nach könnte man meinen, DER EXORZISMUS VON EMILY ROSE sei als Plädoyer für eine stärkere Position des Glaubens zu verstehen, auch wenn die Anwältin in ihrem Schlusswort vor Gericht nur begründete Zweifel an der Deutungshoheit der empirischen Wissenschaft anmeldet."
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